17 Ostbayerische Vereinen schicken offenen Brief an BFV
Sehr geehrte BFV- Entscheidungsträger,
wir, ein Zusammenschluss von 17 ostbayerischen Vereinen aus der Landes- und Bayernliga, wenden uns mit einem offenen Brief an Euch.
Eines vorneweg: Wir wollen mit diesem Schreiben niemanden persönlich angreifen, sondern lediglich endlich Gehör finden. Da die Vereinsvertreter in den Info-Webinaren leider nur als Zuhörer teilnehmen können und Fragen nur per Chat gestellt werden können, welche dann zusammengefasst und sehr allgemein beantwortet werden, haben wir uns dazu entschlossen, diesen Brief zu verfassen.
Es steht außer Frage, dass es vor einem knappen Jahr die richtige Entscheidung war, die Saison nicht abzubrechen, denn eine Spielzeit 20/21 wäre zum Fiasko geworden. Die Corona-Pandemie ist wie ein Albtraum, der nicht aufhören will und bei dem immer noch kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Sogar das Gegenteil ist der Fall, das Licht wird aktuell wieder etwas kleiner. Der Bayerische Fußball-Verband kann nichts für die Pandemie und auch nichts dafür, dass es die Politik immer noch nicht geschafft hat, ausreichend Impfstoff zu organisieren. Dieser ist unserer Ansicht nach, das einzige wirksame Mittel, um zumindest mittelfristig wieder eine gewisse Normalität erlangen zu können.
Auch die Fußballfamilie hat seit einem Jahr schwer an der ganzen Situation zu leiden: Das Miteinander und das Vereinsleben, welches den Amateurfußball ausmacht, ist nicht möglich. Die Kontaktbeschränkungen sind für jede Einzelperson und auch für uns Vereine ein Graus. Unsere Aktiven sind seit Monaten in einer Dauer-Warteschleife, halten sich mit Fitness- und Laufeinheiten fit, um für den Re-Start 2.0 gerüstet zu sein. Mittlerweile sind sowohl Spieler als auch Verantwortliche nur noch müde und genervt, denn uns fehlt schlichtweg ein Ziel vor Augen. Der Lockdown ist nochmal bis Mitte April verlängert worden und man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass dann – sofern die dritte Welle überhaupt gebrochen werden kann – nicht sofort große Lockerungsschritte zu erwarten sein werden. Wir müssten unsere mittlerweile total frustrierten Spieler also weitere unzählige Wochen individuell trainieren lassen, ohne ein konkretes bzw. auch nur realistisches Start-Datum zu haben.
Selbst wenn die Zahlen irgendwann wieder nach unten gehen und Sport im Freien Schritt für Schritt wieder erlaubt sein sollte, gibt es viele Unwägbarkeiten, die für uns Amateurvereine im Raum stehen. Die Politik will eine umfangreiche Test-Strategie fahren und negative Schnelltests sollen u.a. die Eintrittskarte für Veranstaltungen werden. Wir können es uns nicht leisten, unsere Aktiven und Verantwortlichen viermal wöchentlich mit Schnelltests auszurüsten, um diesen den Trainings- und Spielbetrieb zu ermöglichen. Vom Zuschauer-Thema wollen wir hier noch gar nicht reden. Es ist in der momentanen Lage einfach Utopie, davon auszugehen, dass mittelfristig Wettkampfspiele mit Zuschauern zugelassen werden. Die Eintrittsgelder sind in der fünften und sechsten Liga für das finanzielle Überleben der Vereine essenziell wichtig, denn sobald der Trainings- und Spielbetrieb wieder aufgenommen wird, sind auch Aufwandsentschädigungen zu entrichten. Es braucht an dieser Stelle auch keine Solidarität mehr von den Spielern oder Trainern eingefordert werden, denn diese haben sie in der Corona-Zeit gegenüber uns Vereinen bereits genug gezeigt.
Seitens bestimmter BFV-Funktionäre wurden zuletzt immer wieder Aussagen getätigt, dass die Entscheidungen auf dem grünen Rasen fallen sollen. Das ist grundsätzlich auch unsere Vorstellung von Fairplay, aber was in den ganzen Diskussionen viel zu kurz kommt, sind die aktuellen Infektionszahlen, die um ein vielfaches höher als beim ersten Re-Start im Spätsommer 2020 sind. Erinnern wir uns an den September und Oktober zurück: Zahlreiche Corona-Fälle bzw. Verdachtsfälle machten den Spielbetrieb bereits damals zum Teil zu einer regelrechten Farce. Beim aktuellen Infektionsgeschehen ist zu beobachten, dass gerade junge Menschen – zu denen auch das Klientel der Fußballer gehört – so stark wie noch nie betroffen sind. Die 7-Tage-Inzidenz in Bayern liegt heute bei 138 Fällen/100.000 EW – Tendenz steigend. Wir befinden uns mitten in der sog. „dritten Welle“ mit neuen Virus-Mutationen, welche laut Experten noch ansteckender und zum Teil auch gefährlicher sein sollen. Die Politik denkt aktuell wieder über eine Verschärfung des Lockdowns nach, um diese Welle zu brechen. Fußball rückt also immer weiter in die Ferne.
Zum Thema Vorbereitung möchten wir gar nicht viel sagen. Nach einem halben Jahr Pause braucht es mehr als nur drei Wochen fußballspezifisches Mannschaftstraining (mit Kontakt!) und vor allem auch Testspiele. Wer etwas anderes behauptet, hat von Fußball schlichtweg keine Ahnung. Nach nur drei Wochen voller Trainingsbelastung in den Spielbetrieb zu starten ist in Hinblick auf die Gesundheit der Spieler grob fahrlässig! Bei unseren Spielern handelt es sich nicht um Profisportler. Jeder steht voll im Berufsleben und durch solche unnötig herbeigeführten Verletzungsrisiken kommen dann im schlimmsten Fall auch noch berufliche Probleme auf die Spieler zu.
Natürlich sehnen wir alle die Rückkehr in den Trainings- und Spielbetrieb herbei, aber die vielen Probleme sind nicht weg zu diskutieren und unter den aktuellen Umständen macht es keinen Sinn, über einen Re-Start nachzudenken. Auch wenn in die Impfkampagne in den nächsten Wochen und Monaten wesentlich mehr Tempo kommen sollte, wird es für die meisten Fußballer so sein, dass sie trotzdem erst relativ spät ein Impfangebot erhalten werden. Und so muss man wiederum kein Hellseher sein, um zu prognostizieren, dass es auch im Mai und Juni etliche Corona-Fälle und daraus resultierende Quarantäne-Maßnahmen geben wird. Ist es dann gerecht, wenn Mannschaften in Quarantäne geschickt werden und deshalb – sofern dies vielleicht ausgerechnet in einer Phase passiert, in der eine Englische Woche terminiert ist – beispielsweise vier Spiele verpassen?
Der Bayerische Fußball-Verband muss endlich Größe zeigen und nicht mit Biegen und Brechen etwas durchbringen wollen, das schlicht und einfach nicht machbar und sogar gesundheitsgefährdend ist. Natürlich gibt es Härtefälle, wenn die Saison nicht unter fairen und vernünftigen Bedingungen zu Ende gespielt werden kann und somit die Quotientenregel angewendet werden muss. Allerdings wurde die „Corona“-Saison bislang weitestgehend unter fairen Bedingungen ausgetragen, welche aktuell und auch in ein paar Wochen aus den genannten Gründen nicht gegeben sein werden. In allen Ligen sind zumindest zwei Drittel der Saisonspiele ausgetragen und daher hat jede Tabelle auch die nötige Aussagekraft. Es darf nicht sein, dass tausende Vereine in Ungewissheit und einer komplett unbefriedigenden Situation ohne verbindliche Aussagen gelassen werden, nur weil der Bayerische Fußball-Verband die rechtliche Auseinandersetzung mit einzelnen Vereinen scheut.
Die Zeit bis zu einem hoffentlichen Start der neuen Saison im Sommer sollte der Verband nutzen, um die nötigen Vorgaben (Schnelltests, Hygienekonzepte etc.) für die Rückkehr in den Spielbetrieb auszuloten. Verbindliche und möglichst zeitnahe Informationen sind hier extrem wichtig. Auch ist es wichtig, die Vereine einzubinden, bevor Paragrafen in der Spielordnung geändert werden. Des Weiteren sollten die Meinungen der Vereine auch dann eingeholt werden (z.B. durch Umfragen), wenn diese vielleicht auch mal nicht der Meinung der Verbandsspitze entsprechen.
Liebe BFV-Entscheidungsträger, bereitet diesem Wahnsinn bitte ein Ende und schenkt uns Gehör. Ihr betont doch immer, dass das Wohl der Vereine über allem steht.
Hoffen wir, dass die Saison 21/22 wieder unter einigermaßen normalen Umständen ausgetragen werden kann.
Mit sportlichen Grüßen
1. FC Bad Kötzting
1. FC Passau
ASV Burglengenfeld
ASV Cham
FC Sturm Hauzenberg
FC Tegernheim
SC Ettmannsdorf
SpVgg Hankofen-Hailing
SpVgg Lam
SpVgg Pfreimd
SV Donaustauf
SV Neukirchen b. Hl. Blut
TSV Bad Abbach
TSV Kareth-Lappersdorf
TSV Seebach
TV Aiglsbach
VfB Straubing